Freitag, 29. Mai 2020
Irreligioten
Es gibt den ernstzunehmenden zeitgemäßen Atheismus, den unhinterfragten Glauben an das wissenschaftliche Weltbild. Und es gibt den Vollpfosten-Atheismus, der ostentativ darauf pocht, keine Religion zu sein und alle Religionen als Lug und Trug zu durchschauen. Dieser Atheismus tritt in der Pose des Widerstandskämpfers auf, obwohl der Atheist schon drei Menschenleben lang keinerlei Repressalien zu befürchten hat.
Dazu eine Anekdote: Damals in der Sowjetunion schnüffelte der Geheimdienst in Kirchen, um Akademiker beim Gottesdienst zu erwischen. Dann kam ein greiser Idiot mit zwei Klassen Schulbildung auf unseren Physikstudenten oder Doktor der Medizin zu und fing an zu belehren: Die Wissenschaft hat doch bewiesen, dass es Gott nicht gibt!
Der Szientismus hat es nicht nötig, Menschen, die an Gott glauben, lächerlich zu machen, da er als Weltanschauung, als Gesellschaftssystem und als Werte- und Normengeber herrscht. Wer sind dann diese lauthals schreienden Atheisten, die Gläubige verunglimpfen und eine Weltanschauung kritisieren, deren Zeit längst vorbei ist? Keiner glaubt heute im Ernst an Wunder, die Wiederauferstehung Jesu usw. In der Theologie ist man längst dazu übergegangen, all das metaphorisch zu nehmen.
Wer verteidigt mit Eifer und Gehässigkeit eine Weltanschauung, die unwidersprochen herrscht? Loser. Sie wollen dazugehören, fühlen sich aber abgehängt. Sie haben es unbedingt nötig, demonstrativ „Ich bin ein Atheist!“ zu rufen, wie als jemand in der katholischen Messe rufen würde: „Ich bin Christ! Nichtchristen sind blöd!“ Der sich als verfolgte Minderheit darstellende Atheismus resultiert aus der Unfähigkeit, den Szientismus, die Religion des rationalen Denkens, auf ihrer geistigen Höhe anzunehmen. Diese Atheisten stehen auf derselben Stufe wie Anhänger magischer Religionen, sie glauben nicht an die wissenschaftliche Methode, sondern sie glauben an die Wissenschaft auf dieselbe magische Art wie ein Katholik an die Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi glaubt.
Donnerstag, 28. Mai 2020
Der Katechon
Der oströmische Kaiser war nach christlich-orthodoxer Vorstellung der Katechon, der Aufhalter des Antichrist. Solange Konstantinopel nicht fällt, kommt der Antichrist nach diesem magischen Glauben nicht in die Welt. Aber es gab noch den anderen Katechon, nämlich die als Ketzer verleumdeten Markioniten, Paulikianer, Bogomilen und Katharer. Diese wahren Christen folgten der tatsächlichen Lehre Jesu, nicht der Kirche. Konstantinopel fiel 1204 durch die Hand anderer Christen, Christen waren es auch, die die Katharer, die letzten jesustreuen Kezter, 1209-1229 vernichteten. Damit gab es niemanden mehr, der den Antichrist aufhalten konnte.
Mitte des 13. Jahrunderts war der Anfang vom Ende des mittelalterlichen Klimaoptimums, Anfang des 14. Jahrhunderts kam die Kälte und der Hunger, Mitte des 14. Jahrhunderts die Pest. Die große Flut von 1342 war katastrophal für Mitteleuropas Ackerbau. Das Papsttum verlor seine Autorität und die führenden Denker jener Zeit sprachen sich für das Primat der weltlichen Macht vor der geistlichen aus, darunter auch Petrarca, dessen Krönung zum poeta laureatus 1341 als der symbolische Beginn des Zeitalters der Ich-Religion bzw. der Anfang der Renaissance betrachtet werden kann. Das Aufkommen der Ich-Religion, des Atheismus/Szientismus war aber nach der Logik des Christentums nichts anderes als die Ankunft des Antichrist.
Die Reconquista und Don Quijote
Nach fast 900 Jahren der Reconquista bleibt Spanien in der magischen Welt des Christentums, während der Rest Westeuropas nach der Geburt der Ich-Religion, der Renaissance, davonzieht. Nach 1492 kämpft der spanische Don Quijote gegen die atheistische Weltordnung, doch schafft es trotz großer militärischer Macht nicht, die Avantgarde des Atheismus (England 1588, Niederlande 1648, Frankreich 1659) zu besiegen. Die spanische Weltflucht mithilfe der ausländischen Individualisten wie Columbus etabliert das katholische Lateinamerika als eine neue geoploitische Entität, doch über der ganzen Hispanosphäre hängt nichtdestotrotz der Schwermut der Nostalgie.
Nach dem Sieg von Las Navas de Tolosa 1212 wäre die spanisch und französisch geführte christliche Eroberung der islamischen Welt opportun gewesen, wenn sich die Kreuzzügler nicht 1204 mit der Eroberung des christlich-orthodoxen Konstantinopel und dem Albigenserkreuzzug ab 1209 verrannt hätten. So überrannte eine Generation später der Mongolensturm die östliche islamische Welt, während der westliche Teil zum geopolitischen Niemandsland verkam (darunter das in der Geschichte stets wichtige Ägypten und Jerusalem, das ursprüngliche Ziel der Kreuzzüge). Spanien kämpfte im 16. Jahrhundert für eine Welt, die nicht mehr existierte. Daher konnte Don Quijote nur in Spanien geschrieben werden.
Altruismus ist Gruppenegoismus
Wenn ich unwichtig bin, sind andere Menschen, andere Iche, ebenfalls unwichtig. Es macht keinen Sinn, sich um sich selbst nicht zu sorgen, stattdessen aber für andere. Dem transzendent Religiösen ist Dharma wichtig oder Gott oder die Götter oder der Sieg des Ahura Mazda gegen Ahriman. Der Mensch der Ich-Religion ist sich selbst das Wichtigste und damit werden auch andere Menschen wichtig, was zu Humanismus und Menschenrechten führt.
Aufgrund zwischenmenschlicher Interdependenz bedeutet die Aufwertung des eigenen Ich zwangsläufig eine Aufwertung der Mitmenschen. Wenn Ich mein Gott ist, und ich ein Mensch bin, dann interessiert mich auch der Mensch an sich, und zwar viel mehr als der Kampf des guten Prinzips gegen das böse oder die Erfüllung des Dharma.
Humanismus und Menschenrechte, Sozialismus und Nationalstaat, all das sind Resultate des menschlichen Gruppenegoismus. Wer für Menschenrechte und gegen die Todesstrafe, für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung kämpft, handelt nicht selbstlos, sondern kämpft in erster Linie für sich selbst. „Todesstrafe für Kinderschänder!? Und was, wenn mit mir selbst mal die Pferde durchgehen?“ - so denkt heimlich der zivilisierte Altruist.
Mittwoch, 27. Mai 2020
Wer ist Nietzsches toter Gott?
Nietzsche ahnte Freuds Psychoanalyse voraus, er hielt Dostojewskij für, wie man im Nachhinein sagen kann, einen Wegbereiter Freuds. Die Aufdeckung des Ressentiments, der Sklavenmoral, richtet sich gegen eine bestimmte Religion, aber gegen welche? Seit Kopernikus und Galilei, spätestens seit den Biologen des 19. Jahrhunderts ist das magische Weltbild des Christentums nicht bloß widerlegt. Klugen Geistern gilt es schon in der Renaissance als lächerlich.
Nietzsches toter Gott heißt Ich. Und „wir“ (seine Zeitgenossen) sind seine Mörder: das bedeutet, dass die Psychologie dabei ist, das Selbstbild des Ichs zu widerlegen. Alle Motive, die ich mir zuschreibe, gelten nicht. Ich betrüge mich ständig selbst. Mein Unter- und Unbewusstes spielt die Musik, ich tanze nur. Das große Ich, das liberale freiheitliche selbstbestimmte Individuum ist tot. Und wir haben die Ich-Religion, den Atheismus/Szientismus so weit getrieben, dass wir am Ende deren Gott, das Ich, zerstörten.
Dienstag, 26. Mai 2020
Warum ist der Atheismus/Szientismus die Ich-Religion?
Die Antwort gibt der große Theologe des Szientismus, Descartes: Ich kann mich über alles täuschen, aber nicht darüber, dass ich mich täuschen kann. Sich zu täuschen, ist ein Akt des Denkens. Eins weiß ich also mit Sicherheit: Ich denke. Also bin ich.
Was ist das für eine Art des Denkens? Es handelt sich um analytisches, wissenschaftliches Denken. Es gibt keine Universalien/Allgemeinbegriffe, von denen deduziert werden kann. Das Denken muss durch sich selbst zur Wahrheit finden und durch induktive Erkenntnismethoden foranschreiten. Dieses Paradigma ist der Szientismus.
Da nur das Sein des denkenden Ich sicher ist, ist das Ich absolut: das Ich ist Gott. Einen Gott außerhalb seiner Selbst zu verneinen ist Atheismus. Da das Paradigma des wissenschaftlichen Denkens ein Fortschreiten der Erkenntnis ist, überträgt sich der Fortschrittsgedanke auf die gesamte Weltanschauung. Daher kommt die Evolutionstheorie in der Lebenswissenschaft und der technologische Fortschritt als angewandtes Fortschrittsdenken.
Montag, 25. Mai 2020
Die Ich-Religion
Im Hochnihilismus, dem Atheismus der Renaissance, später interpretiert als Humanismus, hieß die Glaubensformel: Ich bin einzigartig. Doch mit diesem Ich war nicht jeder gemeint, sondern das große Künstlergenie, der absolute Monarch, der vortreffliche Mensch.
Im konservativen Nihilismus, dem Atheismus der Neuzeit, waren wenige einzigartig und der Rest waren Massenmenschen. Der soziale Aufstieg in liberal-kapitalistischen Gesellschaften war der Weg zur Klasse der Einzigartigen. Schließlich begerhrte ein ganzer Stand auf (das Bürgertum), um am Einzigartigkeitswahn partizipieren zu können.
Im sozialistischen Nihilismus, dem Atheismus der Moderne, heißt es: Jeder ist einzigartig. Dadurch entwertet sich der Narzissmus des empirischen Ich und der Atheismus verliert seinen Ethos. Einzigartig zu werden ist nicht mehr erstrebenswert, da jeder automatisch als einzigartig gilt.
Ich bin einzigartig, das ist der Glaubenssatz der Ich-Religion, des Atheismus. Gottverneinung bedeutet Selbstbejahung bis zur Selbstvergottung. Doch wenn Selbstvergottung durch Selbstverwirklichung durch die Nivellierung der Einzigartigkeit ad absurdum geführt wird, entsteht ein nihilistischer Pantheismus (bzw. Pan-Atheismus), in dem das einzigartige Subjekt (Ich) durch das einzigartige Objekt abgelöst wird (Lamborghini, Iphone usw).
Sonntag, 24. Mai 2020
Atheistische Mystik
Das Zentrum der atheistischen Religion ist das Ich: Ich denke, also bin ich. Das Mysterium des Atheismus ist das Rätsel des Bewusstseins. Descartes ist der erste Mystiker des Atheismus, Leibniz der klassische Mystiker. Fichte ist der radikale Mystiker des absoluten Ich, der atheistische Reformator. Mit Kant und Weininger schafft das Ich die Selbsttranszendenz: das transzendentale Ich löst sich vom empirischen und der fatalistische Nihilismus, die Ethik des Atheismus, wird durch den heroischen Nihilismus herausgefordert.
Der Transhumanismus und die KI entwerten den Narzissmus des empirischen Ich und lassen nur noch den heroischen Nihilismus des transzendentalen Ich in der Ethik gelten. Die Digitalisierung des Bewusstseins wird die Trennlinie zwischen dem transzendentalen und dem transzendenten (nicht körpergebundenen) Ich verdeutlichen.
Mittwoch, 20. Mai 2020
Die Keinheit des Übels
Der Kulturmensch bekämpft ein Übel. Der Dekadente versucht, sich mit dem Übel zu arrangieren. Der Ultradekadente leugnet das Übel.
Gehen wir von einer Kultur aus, deren geistig-moralische Grundlage auf dem Geist-Körper-Gegensatz aufbaut: der Geist gilt als göttlich, der Körper als verflucht, schmutzig, unter der Herrschaft der bösen Neigungen und Triebe stehend usw.
Der Kulturmensch wird versuchen, im Zölibat zu leben und die Nahrungsaufnahme funktional zu betrachten. Der Dekadente wird gesundes Essen essen und ab und zu ungesundes genießen und seine Sexualität in weniger gefährliche Bahnen lenken, jedoch nicht bekämpfen (Ehe und andere Formen normierter Sexualität). Der Ultradekadente wird alle Regeln und Normen ablehnen, die das freie Ausleben der Sexualität untersagen und das Essen wird in seinem Leben eine zentrale Rolle spielen (es wird den ganzen Tag gegessen, die Supermärkte sind voll mit abertausenden Sorten von Leckerlis, Übergewicht und Krankheiten aufgrund exzessiver und falscher Ernährung betreffen einen Großteil der Bevölkerung).
Dienstag, 19. Mai 2020
Mensch ist Natur plus Technik
Der Tiger kann nicht aus eigenem Entschluss Vegetarier werden. Er kann auch nicht sagen, ob die Natur perfekt ist. Ein Naturwesen, ein Tier, ist Teil der Natur, nichts von ihm steht außerhalb der Natur. Die Natur reflektiert nicht über sich selbst. Ein Naturwesen, ein bloßes Tier, kann weder gegen die Natur kämpfen noch die Natur schützen: alles, was es tut, ist Natur.
Der Mensch kann die Naturgesetze erkennen, die Natur ästhetisch und teleologisch bewerten, gegen die Natur kämpfen oder die Natur schützen. Der Technik liegt das Bewusstsein der systematischen Erkennbarkeit der Gesetzmäßigkeit der Natur zugrunde. Der Mensch ist kein bloßes Tier, sondern er erhebt sich über die Natur, indem er über sie reflektiert, selbst wenn er zum Schluss kommt, dass die Natur perfekt ist und die Menschheit auf Technik grundsätzlich verzichten soll.
Je weiter sich die Menschheit technologisch entwickelt, umso mehr überwiegt die Technik im Hybridwesen Mensch. Letztlich kann sich der Mensch womöglich von der Natur emazipieren und zum nicht-tierischen Wesen werden. Doch auch transhumanem und transbiologischem Leben liegen Naturgesetze zugrunde, die nicht gebrochen werden können. Durch Technik kann der Mensch die Natur somit nicht zerstören, er kann lediglich ein mündiger Mitprogrammierer der Weltmatrix werden (ohne die Gesetze der Matrix zu ändern). Da dies die Natur nicht bedroht, richtet sich Technikfeindlichkeit nur zum Schein gegen die Naturzerstörung, und hat in Wirklichkeit (vielleicht unreflektierte) religiöse Gründe, insofern mit Religion, wie allgemein üblich, jedoch unausgesprochen, eine Selbstverpflichtung zur Unmündigkeit in den wichtigsten Fragen des Lebens gemeint ist.
Montag, 18. Mai 2020
Christliche und atheistische Pornokratie
Die umstandslose, fast automatische Gleichsetzung von Frauenfeindlichkeit und Sexualfeindlichkeit spricht Bände, doch einer dieser Bände könnte auch Weiningers „Geschlecht und Charakter“ sein. Wer gegen Sex ist, ist gegen das Weib, behauptet hier jedoch gerade derjenige, der das Weib vor christlichem Frauenhass retten will.
Karlheinz Deschner beklagt die christliche Negation der Willensfreiheit, gesteht dem freien Willen aber keine große Kraft zu: der menschliche Wille kann einfach nicht stark genug sein, um im Zölibat zu leben; der Mensch ist, wie aus Deschners Zölibat-Kritik hervorgeht, ein Sklave seines Sexualtriebs.
Die Ursache der Zölibat-Einführung in der Kirchengeschichte mag pekuniärer Natur gewesen sein (ehelose Priester leiten mehr Geld an Bischöfe und Päpste als verheiratete), aber die Idee des Zölibats selbst ist edel: wer sich völlig der Religion widmet, entsagt der Sexualität. Und wer zu schwach ist, enthaltsam zu leben, sollte eben kein Geistlicher werden. Nicht der Zölibat war in der Kirchengeschichte die Ursache der Hurerei und des Kindesmissbrauchs, sondern die hohe Machtposition der sexgeilen Pfaffen.
Im entscheidenden Punkt reicht der Atheist dem kirchlichen Pornokraten die Hand: im Leben geht es nicht um Gott, sondern um Sex. So wie die Schweinepriester der katholischen Kirche nicht ohne Konkubinen und Huren zu leben vermochten, so wie viele Nonnenklöster nichts als Bordelle waren, stellt auch der kritische Atheist die Sexualität über jede Kritik und macht alles, was deren freies Ausleben einschränkt, für allerlei Übel verantwortlich.
Freitag, 15. Mai 2020
Das Recht auf einen glimpflichen Ausgang
Eine zu harte Quarantäne runiniert die Wirtschaft, ein zu lockerer Umgang mit dem Coronavirus führt zu mehr Infizierten und Toten. Unerbittlich stehen sich zwei Parteiungen gegenüber: die Lockdowneure und die Wirtschafteure. Beide klagen einander an, viele menschliche Lebene fahrlässig zu gefährden. Doch so oder so: entweder man minimiert die Ansteckungsrate und nimmt in Kauf, dass Existenzen zerstört werden, oder man priorisiert die Wirtschaft gegenüber der öffentlichen Gesundheit und lässt mehr Menschen erkranken und sterben. Treibt man diese Lebensrettungsmaßnahmen wiederum zu extrem, gibt es letztlich Hungertote, was das Lebensrettungsargument ad absurdum führt.
Die verbitterte Haltung auf beiden Seiten lässt auf ein ultradekadentes Mentalitätsphänomen schließen: beide haben die Anspruchshaltung, die Corona-Pandemie möge glimpflich ausgehen. Der Ultradekadente kennt keine wirklich harten Zeiten und hat gelernt, bei jeder Krise und jedem Schicksalsschlag ein Recht auf einen glimpflichen Ausgang einzufordern.
Der bloß Dekadente hofft auf einen glimpflichen Ausgang, hält aber auch einen härteren Ausgang für denknotwendig. Er wählt nach langer hedonistisch zentrierter Überlegung aus, ob er den Kuchen essen oder behalten will, ob er lieber gesundheitliche oder existenzielle Risiken in Kauf nimmt. Der Ultradekadente will den Kuchen essen und behalten; schlimme Zeiten dürfen nur angedeutet werden, aber niemals harte Realität, und wenn im Staatsfernsehen nicht schnell eine Entwarnung kommt mit der frohen Botschaft, alles sei nun wieder gut, versinkt er in Depressionen und Verschwörungstheorien; sein Umgang mit der weiter bestehenden Gefahr ist entweder ein hysterisches Leugnen oder eine neurotische Hypervigilanz.
Montag, 11. Mai 2020
Terminator 2 und die soziosexuelle Hierarchie
Der gute Alpha, der ideale Mann, ist nackt und hat nichts zu verbergen. Der böse Sigma, das ultimative Angstobjekt, tötet den ersten Zeugen seines Erscheinens und nimmt dessen Identität an. In der Folge wird er die Identitäten unzähliger Deltas, vielleicht auch Gammas und Omegas, annehmen. Nie wird er echte Beziehungen eingehen: einsam und ohne Furcht und Zögern strebt er einem Ziel entgegen. Er ist ziel, also sach- , nicht beziehungsorientiert. Der Alpha geht nackt in eine Bar, kein Punktabzug bei Selbstvertrauen, 10 von 10, 100 von 100, 1000 von 1000 Punkten. Er nimmt sich was er will und fährt auf einem Bike davon. Er hätte sich unauffälliger Kleidung und ein Fahrzeug beschaffen können, doch ein Alpha kann nicht anders als so.
Der echte Mann ist von seinen Gefühlen getrennt, ein perfektes „human doing“. Seine Aufgabe ist es, „human beings“, eine Frau und ein Kind, zu beschützen. Dem Kind gehorcht er ohne Widerrede, bei der Frau stellt er sich nicht wie ein hündischer Gamma an, sondern lässt sich erst vom Kind befehlen, auch sie zu beschützen. Stoisch erträgt er dann ihre zynischen Seitenhiebe, die seine Brutalität und Gefühllosigkeit betreffen, genau die Eigenschaften, die ihn zum perfekten Beschützer gegen den stärksten möglichen Feind machen, den absolut entschlossenen Sigma-Einzelgänger. Die Frau kritisiert, verachtet, entwertet den Mann für ebenjene seiner Eigenschaften, von denen sie und ihr Kind profitieren, und an denen der Mann selbst nur leidet. Doch er wäre kein Mann, wenn er Dankbarkeit oder auch nur Verständnis verlangte.
Ein richtiger Mann lebt für Frau und Kind und wächst in der Extremsituation über sich hinaus, opfert sein Leben, um deren Leben zu retten. Nachdem der negative Sigma vernichtet ist, zelebriert der positive Alpha, der ideale Mann, „male disposability“: jetzt wird er nicht mehr gebraucht und geht in den Tod. Ein echter Mann versteht Gefühle, auch wenn er selbst keine hat: „Jetzt weiß ich, warum ihr weint“.
Donnerstag, 7. Mai 2020
Was ist creepy?
Frauen hassen schwache Männer nicht nur, sie finden die vom sozialen Status wertlosen Männer „creepy“. Dabei muss man sich vor weak gammas und omegas nicht fürchten. Schwache Gammas üben fast ausschließlich Beziehungsgewalt aus und sind bloß passiv-agressiv, und auch das nur zu dem, der sich ihrer erbarmt und sich ihnen emotional öffnet (darin ähneln sie Frauen). Nur die wenigsten Omegas begehen Amokläufe. Viel mehr begehen Suizide, und selbst das tut nur ein Bruchteil der Omega-Männer.
Was ist an weak gammas und omegas creepy? Creepiness ist anscheinend eine psychologische Projektion, denn wer bloß schwach oder arm ist, kann kein Angstobjekt sein, außer wenn das Angstsubjekt sich davon gespiegelt sieht. Nach Otto Weininger hat nur der Mann Wert. Die Frau hat nur dann Wert, wenn ein Mann ihn ihr verleiht. Das geschieht durch die Liebe des Mannes. Die Frau ist nach Weininger nur sexuell und nie darüber hinaus. Das bedeutet, dass der höchste Wert, den die Frau nach dem Wiener Philosophen haben kann, der Preis ihrer sexuellen Attraktivität ist.
Die Frau hat einen Preis, der Mann hat einen Wert, wenn das Wiener Genie der Moralphilosophie nicht irrt. Die Frau leugnet den Wert (so wie die heutige verweiblichte Gesellschaft die Ehre abgeschafft und die Würde ausgehöhlt hat) und bewertet Menschen bloß nach ihrem Preis. In einem Omega-Mann, dessen soziosexueller Preis gegen Null tendiert, sieht die Frau aber ihren eigenen Wert gespiegelt, der laut dem größten Denker des 20. Jahrhunderts eben bei Null liegt.
Was keinen Wert hat, will Wert vernichten. Die Feministin, die befreite Kybele ist das nihilistische chthonische Weib, das hasserfüllt gegen das Wahre, Schöne und Gute kämpft. Der links-feministische Mainstream des ultradekadenten Westens feiert hässliche „landwhales“ und entwertet echte weibliche Schönheit als „oberflächlich“ und „lookism“, relativiert die Wahrheit und verspottet das Gute. Die Herrschaft des weiblichen Prinzips ist der Abgrund des Nihilismus, weshalb jeder nicht geisteskranke Mensch an der gegenwärtigen westlichen Gesellschaft psychisch erkrankt.
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